Texte und Fotos von Werner Fasolin, Gipf-Oberfrick
2020 Verbreitung: Der Mauersegler aus der Familie der Segler verbringt sein Leben fast ausschliesslich in der Luft, rund drei Viertel des Jahres in Afrika, die restliche Zeit zum Brüten in der paläarktischen Region (diese reicht von Portugal im Westen bis China im Osten, von Skandinavien und Sibirien im Norden bis Kleinasien im Süden). Am Boden landet er nie freiwillig. Einmal doch am Boden, kann er sich nur bei günstigen Verhältnissen wieder in die Luft schwingen. Lebensweise: Mauersegler fressen in der Luft (Kleininsekten, so genanntes Luftplankton in grosser Höhe) und schlafen auch in der Luft. Fliegend können sie sich paaren und auch ihr Gefieder pflegen. Das nötige Nistmaterial (Grashalme, Federn und anderes Kleinmaterial) schnappen sie fliegend in der Luft und bringen es in den Kasten, wo alles auf dem Boden mit Speichel zu einem ringförmigen Nest verklebt wird. Fortpflanzung: Kurz nach ihrer Ankunft Ende April/Anfang Mai legen die Weibchen ein bis vier Eier, in der Regel zwei oder drei, aus denen nach rund 20 Tagen die Küken schlüpfen. Kaum aus dem Ei, werden die nackten blinden Winzlinge von ihren Eltern so intensiv gefüttert, dass die jungen Mauersegler bereits nach 40 bis 45 Tagen ihr ideales Fluggewicht erreichen, ausfliegen und den Rest ihres Lebens zum grössten Teil fliegend in der Luft verbringen, davon acht bis neun Monate in Afrika, wo sie nicht brüten. Zur Fortpflanzung fliegen sie rund 6000 km zu uns in die gemässigten Zonen zurück. Verhalten: Mauersegler fliegen und brüten in Gruppen, aber jedes Paar im eigenen Nest. Dieses wird notfalls mit Gewalt gegen eindringende Artgenossen verteidigt. Tagsüber sind sie auf Nahrungssuche, veranstalten aber mehrmals für einige Minuten verschiedene „Gruppenflugmanöver“. Bei den „Screaming Parties“ jagt ein ganzes Geschwader mit über 100 km/h und laut Sriii-Sriii schreiend um Häuser und Bäume in der Nähe der Nistplätze, haarscharf an Dachkanten und Kandelabern vorbei, waghalsig auf die Fassade zu um im letzten Moment seitwärts oder steil nach oben wegzuziehen. Bei den „Nestgwunder“-Manövern geht es gemütlicher zu. In wildem Durcheinander gaukeln sie vor den Nisthöhlen, hängen sich mal hier an ein Einflugloch, düsen mal dort haarscharf der Hauswand entlang, streiten sich mal zu zweit kurz vor einem Kasten um die bessere Position, und so schnell wie der Spuk begonnen hat, so abrupt löst sich die Gruppe wieder auf. Vor dem Einnachten kommt es zu Abschiedsritualen vor den Nistplätzen. Wieder geht es in wildem Durcheinander und laut zu bei den Nistplätzen, bis sich einige in die Einfluglöcher davonschleichen und die restliche Gruppe sich in die Höhe schraubt und gegen Westen allmählich im Abenddunst verschwindet. Diese Segler steigen bis 3000 Meter hoch, schlafen dort und kommen kurz nach der Morgendämmerung wieder zurück. Mauersegler im Dorf: 2008 begann die erste erfolgreiche Ansiedlung von Mauerseglern im Schaffnerhaus in der Gipf. 2020 stehen dort 19 Nistkästen zur Verfügung, zehn davon sind bereits belegt. Weitere vier Nistkästen wurden in Oberfrick am Felmetweg aufgehängt. Die Kolonie im Schaffnerhaus befindet sich in der Giebelmauer zur Trottgasse hin. Hier sind zwei Zweier-, zwei Dreier- und eine Achtergruppe in die Fassade eingelassen. 2019 kam ein einzelner Kasten direkt unter dem Giebel hinzu, der schon im ersten Jahr besetzt wurde. Nur in sechs Plätzen im Achterkasten (2018 hinzugefügt) wurde noch nicht gebrütet.
Die Bruterfolge 2018 und 2019: Je 24 Jungsegler flogen Richtung Afrika davon. 2019 wäre es einer mehr gewesen. Wegen der grossen Hitze und mangelnder Ernährung eines Nesthäkchens musste der erste Verlust eines Kükens registriert werden. Dafür konnte ein zugetragener, fast ausgewachsener Findling, der zum letzten Brutpaar ins Nest gesetzt wurde, nach vier Tagen in Pflege in die Freiheit entlassen werden.